Kurz gesagt: weil sie ehrlich genug sind zuzugeben, dass sie das, was sie erleben, nicht verstehen.
Die Erwachsenen sind manchmal genervt von den vielen Fragen der Kinder. Wenn Du kleine Kinder hast oder hattest, weisst Du, was ich meine. All die vielen Fragen „warum“ und „wieso“ oder „wann“ und „weshalb“ fordern schnelle und zufrieden stellende Antworten. Und erklären wir ihnen dann die Welt nicht so, wie wir es gelernt haben? Damit sie etwas lernen und Ruhe ist? Und so hat man es uns ja auch erklärt. Damit wir klarkommen in der Welt. Damit wir „wissen“ was läuft. Doch es gibt noch so viele Fragen, auf die wir keine echte Antwort haben, lediglich glauben, etwas zu wissen. Was wir von irgendwem gehört und gelernt haben.
Wir hinterfragen es üblicherweise heute nicht mehr, das, was wir zu glauben gelernt haben. Das, was wir wissen. Es ist zu unserem ganz persönlichen „Wissen“ geworden. Und „wissen müssen“, ist gewohnheitsmäßig eine Art Nahrung und Droge geworden. Sie sollen uns, wenn schon keinen Frieden, dann wenigstens Ruhe und Sicherheit geben. Wir müssen dann niemand mehr fragen, denn wir lieben es mit unserem Wissen Kontrolle zu haben, wenigstens scheinbar. Und wir lieben es Recht zu haben. Es fällt uns schwer einzugestehen, dass all unsere Gedanken nur Gedanken sind. Dass unser Wissen nur Glaube ist. Wir glauben und wissen, dass der Himmel blau ist, bis wir entdecken, dass er insgesamt eine Illusion ist. Dass es ihn nur als optische Täuschung gibt.
Wir sind oft nicht ehrlich genug, um zuzugeben, dass wir die Welt nicht verstehen. Das waren auch jene nicht, die uns beigebracht haben, was sie scheinbar wußten. Und wenn wir es doch einmal zugeben, dann wieder in dem „Wissen“, dass es halt so ist, dass es z. B. zu viele Lügner, Betrüger und Idioten gibt, die man genau beobachten muss. Das verbindet uns wenigstens im Gemeinschaftsgefühl mit jenen, die es auch so sehen. Denn wir „wissen“ genau wer für die Probleme der Welt verantwortlich ist, wer Schuld hat oder hatte. Darüber gibt es genaue Aufzeichnungen in unserem Kopf, auf wessen Seite und Meinung wir stehen. Die permanente Orientierung und Positionierung beschäftigt uns. Und das vertraute Gefühl damit Recht zu haben, betäubt den Schmerz, unterdrückt die Sehnsucht und bringt die tief sitzenden und bleibenden Fragen zum schweigen. Vorerst. Immer wieder mal. Es ist unser Denksystem, was uns trennt. „Ach ja, was soll ich denn machen, ich weiss ja genau, solange dies und das so ist .... da hat es ja eh keinen Zweck“ - wunderbares Wissen, immer wieder gern genommen.
Unsere Fragen sind meist wie ein Alibi, eine Rechtfertigung, um uns nicht wirklich öffnen zu müssen, für eine andere Antwort als die, an die wir bereits glauben. Unsere Sichte der Dinge ist fett belegt mit 1000 Labeln und Urteilen und Gedanken, die wir weder sehen noch aufgeben wollen. Die Welt erscheint uns genau so, wie wir „wissen“, dass sie ist. Die Wirklichkeit des Lebens ist für uns fast unsichtbar geworden, denn wir haben unzählige Gedanken darüber gelegt, die wir für die Wirklichkeit halten.
Wir geben vor, dass diese Gedanken uns nicht loslassen, aber wir sind es, die sie festhalten und darauf bestehen, Recht zu haben. Wir wollen nicht still werden und zugeben, dass wir unserem Wissen mehr glauben, als dem Leben. Wir rufen nach Frieden und Freiheit, aber wollen nicht befreit werden von Ideen und Gedanken, die „wissen“, dass Frieden und Freiheit abhängig ist vom Verhalten anderer. Wir verteidigen die wissenden Urteile in unserem Kopf, die Freunde und Feinde genau unterscheiden können. Obwohl wir selbst unter diesem mentalen Krieg leiden. Wir sind so machtvoll, dass wir all das so leben können und es pflegen.
Wir fragen dann nicht mehr offen, um selbst befreit zu werden von dem Gefängnis welches in unserem eigenen Geist existiert. Dort spielen sich all die Wahnvorstellungen ab, die wir über einander haben, all die geheimen gedanklichen Angriffe und Schutzmechanismen, all die Gewissheiten einer feindseligen Welt, die wir für wahr halten. Die wir täglich wahr machen. Die täglich genau das hervorbringt, was wir eh ganz genau wissen. Und auf das wir dann stets erneut vorsorglich und angsterfüllt bereit sind zu reagieren. Wir „wissen“ immer schon, was die anderen machen sollten, wer uns sicherlich nicht mag, dass wir sparen müssen und besser nicht dem folgen, was wir wirklich von Herzen wollen - wir kriegen es ja eh nicht. Andere vielleicht, aber wir nicht. Das kennen wir doch schon seit Kindertagen. Und wir fragen einmal mehr nicht danach, von wem wir den ganzen Mist gelernt haben, den wir bis heute so glauben.
Wir sind vieles gelehrt worden als Kinder. Die Antworten die wir erhielten waren meist nicht zufriedenstellend, nicht echt, nicht wahr, nicht glücklich. Wir sind hingehalten oder ruhig gestellt worden. Das haben wir gespürt. Aber wir haben es halt akzeptiert. Geglaubt. Man hätte uns alles erzählen können von Tod und Teufel. Und wir hätten es geglaubt. Wir haben es geglaubt. Was hätten wir damals auch anders tun sollen? Wir wollten es verstehen wie die Welt ist um es richtig zu machen. Wir haben die Widersprüche der Erwachsenen bemerkt und bald aufgehört zu fragen. Geblieben sind: „So ist es eben auf der Welt, das Leben ist hart, ich sollte aufhören zu träumen und in den Albtraum der Welt eintauchen“ - das ist Teil dieser Denk-Schule, die wir durchlebt haben. Unsere ganze Identität und unsere Lebensperspektive entspringt diesem „Wissen“ welches wir für die Wirklichkeit halten. Das Leben dümpelt so dahin, weil wir glauben damit alles zu wissen, was stimmt. Wir haben es akzeptiert und uns an unseren Glauben gewöhnt. Ein Schuft, der uns den nehmen will. Den werden wir eines Besseren belehren!
Das menschliche Denksystem ist unsere Art irgendwie klar zu kommen mit Leben, darum kämpfend Leid zu vermeiden oder Beziehungen zu regeln. Wir denken also dauernd darüber nach, was wir sagen sollen, was richtig ist, was wir tun müssen, damit andere uns dies oder das geben. Es ist berechnend und manipulativ, stets darauf fokussiert, Probleme zu lösen oder einen scheinbaren Mangel zu füllen. Das man dabei keinen Frieden findet, ist nicht verwunderlich.
Wem dieses Spiel, dieses Denk-System dann wirklich bewusst wird, der erkennt, dass diese Orientierung zur Problemlösung insgesamt immer wieder selbst dafür sorgt, dass die Erfahrung einer Problemwelt erhalten bleibt. Die Orientierung überall Probleme und Bedrohungen zu sehen, fordert unsere alltägliche Aufmerksamkeit und beschäftigt uns. Sie beherrscht unseren Geist. Sie füllt unsere Tage. Raubt uns die Energie. Diese Orientierung insgesamt als Irrweg und Einbahnstraße zu erkennen, ist im ersten Moment schockierend – es ist die Erkenntnis darüber, was in unserem Geist für ein Wahnsinn vor sich geht. Wie kann man dem Wahnsinn grundsätzlich entkommen?
Die Intelligenz des Lebens als eigentliche und wahre Natur zu akzeptieren, die auch ohne unser „Denksystem“ das wirkliche Leben erhält, ist ein Anfang. Das Leben in seiner Magie und Vollkommenheit funktioniert nämlich ziemlich gut auch dann, während wir nachts schlafen. Unser Denksystem hat damit meistens Schwierigkeiten, denn ... es dreht sich gern um sich selbst, identifiziert sich als Einzelwesen und glaubt nicht daran ein Ausdruck des Lebens zu sein. Und es will erst „wissen“, wie es anders gehen soll. Es will weiterhin seinen vollen Fokus auf Problemlösungen haben und allenfalls durch „Denken“ in Verbindung mit dem Leben kommen. Es will seine eigene kleine, private Denk-Welt mit all seinem Wissen und seinen Urteilen erhalten. Es beschäftigt sich mit Sorgen und Befürchtungen, mit dem was sein könnte und dem, was war. Es hofft irgendwann, irgendwo da draußen etwas oder jemand zu finden, der ihm eine Lösung präsentiert. Gleichzeitig hält er eine grundlegende Lösung für unmöglich. All die unzufrieden stellenden und grundlegenden Antworten unserer Kindheit haben unsere Art das Leben zu denken geformt, wir haben das akzeptiert. Unser Wissen und unsere Annahmen sind unsere Brille geworden, durch die wir die Welt sehen. Und damit leben wir so gut es geht. Diese Brille bestimmt unsere Handlungen und Entscheidungen in jeden Moment, wo wir das System so laufen lassen. Und darum sehen wir die Wirklichkeit nicht mehr.
Könnte es so sein? Wenn Du nun nicht weißt, ob das so sein könnte oder vielleicht sogar wahr ist, was ich hier schreibe, dann gib es doch zu. Dass wir in privaten Gedankengebilden gefangen sind, die nichts mit der Wahrheit zu tun haben? Das wir unsere ganze Kraft immer so investieren, um das nächste Problem zu vermeiden. Gib zu, das Du es nicht wirklich weißt. Es kann so erleichternd sein, wenn man es mal nicht wissen muss. Wenn man wieder offen fragen kann, wie ein Kind. Könnten da überraschende Antworten kommen? Du kannst es ja probieren, wenn Du mal kurz das Wissen müssen aufgibst und Deine Fragen an eine Adresse sendet die wirklich zufrieden stellende Antworten liefert. Nennen wir diese Adresse das Leben. Oder das Universum. Oder die Quelle. Oder Gott. Oder die Intelligenz des Lebens. Oder Oder Oder. Du kannst fragen, auch wenn die Antworten sich von dem unterschieden könnten, was Du bisher so genau weißt. Ist es möglich dass all die Lehrer, Eltern, Prediger und Autoritäten an vielen Punkten nur ihre eigene Wahrheit an Dich übertrugen und das Deine Erfahrung bestimmt.
Wenn Deine bisherigen "privaten" Überzeugungen zur Folge haben, dass Du Dich nicht wohl fühlst, oder nicht magst, was Du erlebst, dann stelle doch dem Leben eine offene Frage darüber. Stelle sie
mit der ehrlichen Intention die Wahrheit zu empfangen. Frage das Leben, ob und wie Deine eigene Art zu denken, Deine Erfahrung bestimmt. Ob die unliebsamen Erfahrungen von Deinen eigenen
Spielregeln und Beschlüssen kommen, die Dir oft nicht einmal wirklich bewusst sind. Die Antwort darauf musst Du dann nicht grübelnd suchen. Überlasse es der Intelligenz des Lebens, die, während
Du diesen Artikel gelesen hast, nebenbei viele Millionen Zellen Deines Körpers hat gehen und kommen lassen, Dir so zu antworten, wie sie will. Aber gleichzeitig so, dass es Dich
definitiv erreicht und Du innerlich klar siehst. Sie kann das. Und wer weiß, vielleicht stellst Du dann noch weitere Fragen oder hast keine Lust mehr all das alte „Wissen“ zu behalten
...
Frank und frei